Interview mit Dr. med Georg Papathanassiou
Mit welchen Beschwerden kommen die Patienten zu Ihnen?
Meine Patienten berichten über unkontrollierbares, übermäßiges Schwitzen im Achsel-Hand oder Rückenbereich – egal ob es warm oder kalt ist. Sie schwitzen auch ohne körperliche Anstrengung. Eine ursächliche internistische Erkrankung liegt nicht bei ihnen vor.
Was macht Ihren Patienten daran am meisten zu schaffen?
Wenn man ständig schwitzt und selbst wenn es nur latent ist, ist das schon eine ganz schöne Belastung im Alltag. Stellen Sie sich einmal vor Ihr Oberteil wäre im Achselbereich ständig feucht. Auf vielen Stoffen sieht man das ja auch noch. Das fühlt sich für einen selber nicht nur unangenehm an, sondern ist auch noch für Außenstehende ersichtlich.
Viele meiner Patienten fühlen sich auf Grund dessen beobachtet und haben immer Wechselkleidung mit dabei. Schön ist das nicht. Oder stellen Sie sich einmal vor Sie haben ständig feuchte Hände und haben beruflich viel mit Menschen zu. Da müssen regelmäßig Hände geschüttelt werden…. Da kann man sich sehr gehemmt fühlen!
Wie kommt es denn überhaupt zu dieser übermäßigen Schweißbildung?
Hier liegt eine Störung des vegetativen Nervensystems vor. Das vegetative Nervensystem können wir willentlich nicht beeinflussen – es arbeitet eigenständig und steuert unsere Körperfunktionen um diese im Gleichgewicht zu halten. Die Schwitzfunktion läuft bei dem Patienten in diesem Fall leider völlig aus dem Ruder.
Übermäßiges Schwitzen kann vererbt werden. Fast 8 Millionen Menschen leiden unter dieser sogenannten „axillären Hyperhidrose“!
Welche Therapiemöglichkeiten empfehlen Sie?
Gute Erfahrungen habe ich mit Salbeitabletten gemacht. Sie sind in der Apotheke erhältlich und können die Schweißproduktion um ein gutes Maß senken.
Dann gibt es die Schweißdrüsenabsaugung, die eine dauerhafte Lösung bietet. Außerdem habe ich mit Injektionen äußerst gute Erfahrung gemacht.
Wie läuft denn so eine Schweißdrüsenabsaugung ab?
Der Eingriff ist minimal-invasiv und wird ambulant in Tumeszenz-Lokalanästhesie durchgeführt.
Während der OP mache ich auf jeder Achselseite einen kleinen Einschnitt . Mit Hilfe von speziellen Absaugkanülen wird die Zahl der Schweißdrüsen bleibend reduziert. Diese befinden sich unter der Haut. So wird die Schweißbildung auf ein normales Maß reduziert. Einige Schweißdrüsen überstehen den Eingriff, so daß ein normales Schwitzen möglich ist.
Die Absaugung selber dauert ungefähr 10 Minuten pro Seite, nachdem die hierfür speziell hergestellte Tumeszenzlösung eingebracht wurde. Insgesamt dauert der Eingriff ca. 30 Minuten. Zum Schluss werden die kleinen Einschnitte verschlossen.
Wachsen die Schweißdrüsen wieder nach?
Nein, sie sind für immer entfernt und können somit auch keinen Schweiß mehr produzieren.
Bin ich sofort nach der OP wieder gesellschaftsfähig?
Das sind Sie, ja. Gut wäre es allerdings, wenn Sie sich ein paar Tage Auszeit gönnen würden.
Muss ich Sorgen haben, dass ich plötzlich an anderen Stellen des Körpers vermehrt also kompensatorisch schwitze?
Nein, die Sorge müssen Sie nicht haben! Sie werden nicht an anderen Stellen des Körpers vermehrt schwitzen.
Die axillären Schweißdrüsen stellen nur einen geringen Anteil der gesamten Schweißdrüsenmenge des Körpers dar. Sie fehlen unserem Körper nicht.